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Railjet: Der ÖBB-Hochgeschwindigkeitszug im Porträt

Erstellt von Martin Metzenbauer.  Veröffentlicht am 25.03.2024

Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

Die ersten Railjets waren 2009 unterwegs. © ÖBB / Philipp HorakRailjet der neuen Generation. © ÖBB / Harald EisenbergerBusiness Class Abteil im Railjet der zweiten Generation. © ÖBB / Harald EisenbergerFirst Class im Railjet der zweiten Generation. © ÖBB / Harald EisenbergerAuch die Economy Class im Railjet der zweiten Generation wirkt komfortabel. © ÖBB / Harald EisenbergerNeben einem Bordrestaurant gibt es im Railjet der zweiten Generation auch Snack Zones. © ÖBB / Harald EisenbergerSo sollen die Railjets der dritten Generation aussehen. © ÖBB / Stadler Rail

Die ÖBB setzen seit kurzem den Railjet der zweiten Generation, von dem gerade erst 19 weitere Garnituren geordert wurden, im Linienbetrieb ein. Grund genug, einen Blick in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des österreichischen Hochgeschwindigkeits-Fernreisezugs zu werfen.

Die Historie des Railjet reicht bereits rund 20 Jahre zurück - im Jahr 2004 wurde diese Bezeichnung für eine neue Zugsklasse im Rahmen eines ÖBB-Workshops erarbeitet. In den beiden Folgejahren wurden die Züge ausgeschrieben und 23 Garnituren bei Siemens bestellt, die bis 2009 ausgeliefert wurden. Weitere wurden in den Folgejahren geordert, sodass mittlerweile 60 Züge der ersten Railjet-Generation bei den ÖBB im Einsatz sind.

Aufmerksamen Zugsreisenden wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass manche Railjets dieser Serie in den blauen Farben der Tschechischen Bahnen (Ceské dráhy, CD) unterwegs sind. Der Grund dafür ist, dass die CD sieben Züge aus einer ÖBB-Option übernommen haben. Diese sind unter anderem von Prag über Wien nach Graz unterwegs, sodass man auch innerösterreichisch mit diesen "besonderen" Railjets fahren sein kann.

Railjet: Schnell in Österreich und Europa unterwegs
Die ÖBB-Railjets werden auf der West- und Südbahnstrecke eingesetzt und bedienen auch eine ganze Reihe weiterer Ziele in Europa - darunter Berlin, Bratislava, Budapest, Prag, Venedig, Zürich, Frankfurt am Main und München. Auf der Weststrecke verkehrt auch noch der Railjet Express (RJX), der von Wien Hauptbahnhof wegfährt und nur in Meidling, St. Pölten, Linz sowie Salzburg hält und für die gesamte Strecke lediglich knapp zweieinhalb Stunden benötigt.

Die Railjets schaffen eine Geschwindigkeit von bis zu 230 km/h - im Vergleich zu anderen High-Speed-Trains wie dem TGV oder ICE klingt dies nicht besonders schnell. Allerdings fällt dies gerade auf den recht kurzen innerösterreichischen Routen nicht besonders ins Gewicht. Die Züge der ersten Generation bestehen aus einem Steuerwagen und sechs Passagierwaggons, der Antrieb erfolgt über eine eigene Lokomotive, die den Zug je nach Richtung entweder schiebt oder zieht.

Die Fahrgäste können im Railjet aus drei Klassen wählen: Economy mit 316, First mit 76 und Business mit 16 Sitzplätzen. Im Gegensatz zum Flugzeug ist die Business Class die teuerste Variante und soll vor allem ungestörtes Arbeiten ermöglichen. Dort findet man sowohl Einzelplätze als auch Dreier- und Viererabteile. Ein kostenloses Begrüßungsgetränk (nur auf österreichischen Streckenabschnitten) und die Sitzplatzreservierung sind hier inklusive, Speisen aus dem Restaurant können beim Zugspersonal geordert und am Platz serviert werden.

Komfort in allen drei Klassen
Aber auch die First Class bietet viel Komfort - beispielsweise durch eine angenehme 2-1-Bestuhlung mit individuell verstellbaren Sitzen, die breiter sind und mehr Beinfreiheit bieten als jene der Economy Class. Als Kunde von Business oder First Class erhält man auch vor und nach der Reise Zutritt zu den ÖBB Lounges, die es auf den Bahnstationen Wien Hauptbahnhof (Hbf), Wien Meidling, Linz Hbf, Salzburg Hbf, Innsbruck Hbf, Graz Hbf sowie Klagenfurt Hbf gibt und wo man sich unter anderem über Knabbereien, Kaffee, Tee, Softdrinks sowie in den Abendstunden Wein und Bier freuen darf.

Letztlich bietet die Economy Class, die sich mit mehr als drei Viertel der Sitzplätze über insgesamt vier Wägen erstreckt, ebenfalls viel Komfort, praktische Features und so einige Besonderheiten: So findet man Multifunktionstische und Steckdosen, eigene Ruhezonen und einen Familienbereich, bei denen sogar ein Kinderkino die Langeweile beim Zugsfahren vertreiben soll. Aber auch eine Fahrradzone steht zur Verfügung, die ein Fahrradabteil mit den Stellplätzen und acht speziell gekennzeichnete Sitzplätze umfasst.

GenerationSitze GesamtBusinessFirstEconomyIm Einsatz seit/ab
140816763162008
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Sitzplätze in den Zügen der einzelnen Railjet-Generationen (Quelle: ÖBB).

Neben den normalen Sitzplatzwaggons findet sich im Railjet auch ein Multifunktionswagen, der mit einem Bordrestaurant mit 14 Sitzplätzen sowie zwei Stellplätzen für Rollstühle und einem WC für mobilitätseingeschränkte Passagiere ausgestattet ist. Diesbezüglich hat der Railjet der ersten Generation ein Manko: Der Zutritt zu den Zügen erfolgt über ein paar Stiegen - allerdings gibt es für Rollstuhlfahrer einen Hebelift.

Zweite und dritte Generation
Das Thema Barrierefreiheit soll nun in der zweiten Railjet-Generation, von der 27 Garnituren bestellt und gerade die ersten ausgeliefert wurden, deutlich besser aussehen: Diese Züge werden nämlich in sieben der neun Wägen über barrierefreie Einstiegsmöglichkeiten verfügen. Weitere Unterschiede zur Vorgängerversion sind unter anderem: Zwei Klapptische pro Platz für erweiterte Ablagemöglichkeiten, Fußstützen in allen Komfortklassen, integrierte Leselampen, zusätzliche Lademöglichkeiten per USB und induktive Ladestationen. Die First Class und die Business Class sind mit Leder und Echtholz ausgestattet.

Für Familien und Gruppenreisende stehen im Gegensatz zur ersten Railjet-Generation auch Abteile zur Verfügung - sowohl in der Economy Class mit sechs Sitzen als auch in der Business Class mit vier Sitzen. Die bewährten Ruhe- und Familienzonen (letztere allerdings ohne Kinderkino) gibt es auch hier wieder. Ebenfalls vorhanden ist ein Restaurant sowie zwei Snackzonen mit Automaten.

Das erste reguläre Einsatzgebiet des neuen Railjet ist die Brennerstrecke (z.B. München - Innsbruck - Bozen - Verona - Bologna), davor findet man ihn im Osterreiseverkehr kurzfristig auf der Weststrecke. Später soll der Railjet der zweiten Generation auch auf der Südbahn unterwegs sein.

Neben der zweiten ist auch schon eine dritte Railjet-Generation in Planung: Dabei handelt es sich um sechsteilige Züge mit einer Kapazität von 480 Passagieren, die ab 2026 zur österreichischen Bahngesellschaft stoßen. Ein leicht erkennbarer Unterschied zu den aktuellen Garnituren besteht darin, dass es sich um Doppelstockwägen handelt. Die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ist etwas niedriger als jene der ersten und zweiten Generation. Die Doppelstockzüge sollen daher auf Strecken mit mehr Halten eingesetzt werden - aufgrund der guten Beschleunigungseigenschaften werden keine negativen Auswirkungen auf die Fahrtzeit erwartet. In einer ersten Tranche wurden 14 Garnituren bestellt.

Den Railjet kann man im Laufe seiner 20-jährigen Geschichte gerade aus Passagiersicht als Erfolgsmodell bezeichnen: Ein einheitliches, komfortables und vor allem schnelles Produkt, das Fern-Bahnreisen in Österreich wohl noch einmal populärer gemacht hat. Insgesamt knapp 42 Millionen Passagiere zählten die ÖBB übrigens im Jahr 2022 im Fernverkehr auf der Schiene - 10 Jahre davor waren es "nur" 34 Millionen Reisende gewesen, vor Corona im Jahr 2019 38 Millionen. Ein Trend, der sich wohl nicht zuletzt dank neuer Railjet-Angebote fortsetzen dürfte.

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