Eigentlich sollte es die schönste Zeit des Jahres sein. Die Zutaten: Viel Sonne, Sandstrand, gutes Essen, eine angenehme Anreise, vielleicht ein wenig Kultur – aber auf jeden Fall Relaxen und Aufladen der Batterien. Dass es mitunter ganz anders kommt, ahnt man oft schon, wenn man am Urlaubsort ankommt. Die Sonne brütend heiß, der Strand überfüllt, die Kulinarik mit viel „Luft nach oben“, Kultur in Form organisierter Touren. Dass manche Urlauber eher unentspannt aus ihren Ferien zurückkommen, ist daher kein Wunder.
Viele Reisende – alleine, zu zweit oder mit Familie – suchen sich daher Alternativen zum „klassischen“ Urlaub im Süden. Sie urlauben im Blockhaus am See in Schweden, befahren mit einem Hausboot französische Kanäle oder lassen die Seele auf Jersey baumeln. Oder sie entscheiden sich, eine der nord- und ostdeutschen Inseln zu besuchen. Rügen ist die größte, Sylt vielleicht die schickste. Usedom spielt ganz sicherlich in der Liga der charmantesten und vielseitigsten Inseln unseres Nachbarlandes mit. ReiseInsider hat sich dort umgeschaut.
Mit 337 Quadratkilometern (samt dem Teil, der bereits in Polen liegt, sind es sogar 445) ist sie flächenmäßig die zweitgrößte deutsche Insel und gehört zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Weitere Eckdaten: Knapp mehr als 30.000 Bewohner, ein kleiner internationaler Flughafen und ein recht gut ausgebautes Straßen- und Bahnnetz, über das man die Insel gut erkunden kann.
Fliegende Anreise
Nach Usedom zu kommen, ist einfach: Der kleine Airport – benannt nach einem der Kaiserbäder „Heringsdorf“ – wird saisonal unter anderem von Wien aus angeflogen. Im Sommer geht es mit 70-sitzigen Turboprop-Maschinen von euroLOT im Dreiecksflug Wien-Usedom-München-Wien jeweils samstags auf die Ostseeinsel. Mit dem Auto sind es rund 10 Stunden, die man benötigt, um von Wien nach Usedom zu gelangen, eine Anreise mit der Bahn gleicht allerdings – von der Zeit her – einer Weltreise.
Daher bietet sich zur Anreise der Flugweg an. Wer übrigens von Usedom wieder wegfliegt, muss keine Angst haben, im Duty-Free-Shop des Mini-Airports zu viel Geld auszugeben: Es gibt nämlich keinen.
Inselmobilität
Was es auf dem Flughafen hingegen schon gibt, sind Autovermietungen. Per KFZ kommt man auf der Insel wohl am einfachsten voran – immerhin benötigt man für die knapp 50 Kilometer von Peenemünde auf der einen zu polnischen Grenze auf der anderen Seite rund eine Stunde. Ein Auto sollt man auf jeden Fall bereits vor der Reise reservieren – als Partner steht vor Ort Görlich Reisen zur Verfügung. Das Unternehmen übernimmt eine Reihe von Services am Flughafen – von der Abfertigung bis hin zur Organisation von Charterflügen.
Wer auf das eigene Auto verzichten möchte, ist zumindest auf der Nord-Ost-Seite der Insel durch öffentliche Verkehrsmittel exzellent versorgt. Die Usedomer Bäderbahn hält ein respektables Bahn- und Busnetz bereit, über das man von Swinemünde (Swinoujcie) auf der einen Seite bis weit über das Ende von Usedom bis zur Stadt Barth gelangt.
Eine Alternative bzw. Ergänzung zum Auto und öffentlichen Verkehr stellt das 200 Kilometer lange Radwegenetz auf Usedom dar. Rund 100 Verleihstationen vermieten die Drahtesel.
Eine Inselecke für jeden Geschmack
Teils mondäne, aber auf jeden Fall lebhaften Kaiser-, Bernstein- und andere Bäder auf der einen und eher urige, ruhigere Dörfer auf der anderen Seite: So sieht die touristische „Zweiteilung“ der Insel aus. Wer Trubel und Action (aber in sehr wohldosierter Ausprägung) sucht und in eleganten Villen oder Hotels wohnen will, wird sich auf der Nordost-Seite wohler fühlen, wer am Achterwasser in einem reetbedeckten Haus in ruhiger Atmosphäre entspannen möchte, wird sich eher an der südwestlichen Ecke der Insel zuhause fühlen.
An der Ostseeküste befinden sich die drei „Kaiserbäder“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin, die allesamt über mehr oder weniger kaiserlichen Charme verfügen. Schöne Villen, alte Bäume und hübsche Ortskerne schaffen ein besonderes Flair. Das ganze in Verbindung mit dem weißen Sandstrand samt den dazugehörigen Körben vermag eine spezielle See-Stimmung zu erzeugen.
Etwas nördlich davon folgen die drei „Bernsteinbäder“ Ückeritz, Loddin, Zempin und Koserow, die Urlaub fernab vom Massentourismus bieten wollen. Aktivität wird hier groß geschrieben und zahlreiche Angebote – vom Tauchen bis hin zum Klettergarten – lassen keine Langeweile aufkommen. Wer es gemütlicher angehen möchte, kann die Gegend per Rad oder zu Fuß erkunden. Die Strände richten sich an mehrere Zielgruppen: So gibt es einen eigenen Hundestrand. Wer gerne textilfrei baden möchte, findet hier eigene FKK-Bereiche.
Noch etwas weiter im Norden folgt Zinnowitz, ein schmuckes Ostseebad, in dem man ein großes Angebot an Hotels, Restaurants, Eisdielen etc. finden kann. Ein besonderes Highlight ist die Tauchglocke, die am Ende des Anlegesteges in die Ostsee hinabtaucht. Ein solcher Tauchgang ist auch dann ein Erlebnis, wenn man oft keinen einzigen Fisch zu sehen bekommt, weil die Sichtweite gerade ein paar Zentimeter beträgt.
Auf der anderen Seite der Insel geht es ganz anders und viel ruhiger zu. Am Achterwasser lautet das Motto „Natur pur“: Wälder, Seen und die sanfte, dem Meer abgewandte Küste bieten ein entschleunigendes Urlaubserlebnis. Ursprüngliche Dörfer, Backsteingebäude und Fischerkaten lassen an dezent angekitschte Romane und Fernsehserien erinnern – im positiven Sinn.
Der Norden schließlich wird in erster Linie vom ehemaligen Militärstandort Peenemünde bestimmt. Dort befindet sich ein altes Flugfeld, von dem aus Rundflüge unternommen werden können. Daneben gibt es auch noch alte Militäranlagen mit einem interessanten Museum und einen Hafen. Highlight dort: ein ausrangiertes sowjetisches U-Boot, das besichtigt werden kann.
Wer fühlt sich auf Usedom wohl?
Wie man an diesem – bei weitem nicht vollständigen – Überblick erkennen kann, bietet die Insel Urlaubsmöglichkeiten für viele Geschmäcker. Familien werden sich in den großen Bädern wohl fühlen. Für diese Zielgruppe gibt es auch eine ganze Reihe an Ausflugsmöglichkeiten, wie beispielsweise das verkehrte Haus, den Kletterwald oder Piraten-Minigolf.
Wenn man am Meer Urlaub macht, ist eine Schifffahrt für klein und groß fast schon Pflicht. Auf Usedom kann man dies entweder mit den großen Schiffen. Die Reederei Adler beispielsweise führt Linien- und Ausflugsfahrten durch – unter anderem auf die polnische Seite der Insel, aber auch zur Nachbarinsel Rügen mit ihren berühmten Kreidefelsen. Ein Geheimtipp für Freizeitkapitäne, die selbst ein Boot steuern wollen, ist Kiki´s Bootsverleih und Gaststätte, wo man zum Aprés noch äußerst gemütlich einkehren kann – teilweise auch mit Livemusik.
Neben den vielen Unterhaltungsmöglichkeiten lädt die Insel auch zum entspannten Nichtstun, Radfahren und Wandern ein. Aber auch reiten und angeln kann man auf Usedom. Für Kulturinteressierte gibt es Galerien, Museen und auch immer wieder interessante Veranstaltungen wie die Literaturtage oder das Musikfestival.
Wohnen: Von der Pension zum Luxushotel
Rund 13.000 Gästebetten stehen auf Usedom zur Verfügung – vom einfachen Privatzimmer bis hin zum Fünf-Sterne-Hotel ist hier wohl für jeden Geschmack etwas dabei. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Privatunterkünfte – so kann man Wohnungen in schmucken Jahrhundertwende-Villen in den Kaiserbädern oder romantische Häuschen am Achterwasser mieten.
Wer dann doch Hotels mit Luxusanspruch vorzieht, wird sich wahrscheinlich im „Steigenberger Grandhotel & Spa Heringsdorf“ wohl fühlen. Aber auch das „Travel Charme Strandidyll Heringsdorf“ stellt viele anspruchsvolle Gäste zufrieden.
ReiseInsider-Fazit
Usedom ist eine äußerst vielseitige Insel, die sowohl für Familien mit Kindern als auch für ruhesuchende Menschen interessant ist. Einen guten Überblick und weitere Inspirationen bietet die Seite des Tourismusverbandes der Insel.
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