Wer an Urlaubsziele im Indischen Ozean denkt, dem fallen wohl in erster Linie Destinationen wie die Malediven, Seychellen, Sri Lanka oder Mauritius ein. Die Insel La Réunion hingegen kennt man vielleicht vom Namen, zu den Top-Reisezielen zählt sie (zumindest aus dem deutschsprachigen Raum) aber sicher nicht.
Dafür, dass Réunion in unseren Breiten nicht so bekannt ist, gibt es mehrere Gründe: Zum einen ist sie als Übersee-Departement Frankreichs sehr "französisch" geprägt - dies betrifft einerseits die Sprache, andererseits aber auch die Flugverbindungen, die es auf der Langstrecke ausschließlich nach Paris, Marseille und Lyon gibt. Kein Wunder also, dass die Nachbarinsel von Mauritius bei Reisenden aus Frankreich extrem beliebt ist.
Zum anderen geizt "La Isle Intense" - so der touristische Slogan - ein wenig mit Eigenschaften, die einen Inselurlaub besonders attraktiv machen: So sind etwas schöne, lange Sandstrände eher Mangelware und Teile der Insel gelten auch als äußerst regenreich. Zu allem Überfluss gibt es rundherum auch noch viele Haie (allerdings auch oft auch von Juli bis September Wale, die man beobachten kann).
Réunion bietet aber viele andere Dinge, die eine Reise dorthin auf jeden Fall attraktiv machen - eine "intensive Insel" also. So findet man auf dem rund 2.500 Quadratkilometer großen Eiland eine hohe Dichte an "instagrammablen" Spots - kein Wunder, gibt es hier doch von aktiven Vulkanen und anderen Bergen, über tropische Wälder bis hin zu eindrucksvollen Küstenlandschaften so einiges zu sehen.
Grob gliedert sich die Insel in den Norden mit der Hauptstadt Saint-Denis (samt dem einzigen Flughafen der Insel "Roland Garros", benannt nach einem Fliegerass des ersten Weltkriegs, der aus Réunion stammte), den sonnenreicheren Westen mit ein paar wenigen Stränden, den regenreichen aber landschaftlich attraktiven Osten sowie die Zentralregion mit den beiden Bergmassiven des Piton de la Fournaise und des Piton des Neiges mit den großen Cirques, also Talkesseln.
Saint-Denis ist mit rund 150.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel. Man findet dort einen historischen Stadtkern mit der Kathedrale, einigen kolonialen Villen und dem botanischen Garten Jardin de l’État. Die Uferpromenade Le Barachois sowie diverse Märkte und Museen laden zum Erkunden und Verweilen ein. Hier verbinden sich französische Kolonialgeschichte, kreolische Kultur und tropisches Flair zu einem durchaus abwechslungsreichen Stadterlebnis.
Die Westküste gilt als touristischer Hot-Spot der Insel schlechthin: Hier findet man einige schöne Strände, ein lebendiges Nachtleben, exzellente Gastronomie und gute Bedingungen für Wassersport und Outdoor-Aktivitäten - in Kombination mit entspanntem, kreolisch-französischen Inselflair. Unserer Meinung bietet sich dieser Teil sehr gut als Ausgangspunkt für weitere Erkundungen der Insel an.
Die Region rund um den Badeort Saint-Gilles-les-Bains ist mit ihren weißen Sandstränden (in einer schönen und vor Haien geschützten Lagune) und einigen guten Hotels der ReiseInsider-Tipp als "Starting Point" für das weitere Kennenlernen der Insel. Und noch ein ReiseInsider-Tipp: Strandschuhe, Schnorchelausrüstung und eine Unterwasser-Kamera nicht vergessen - hier gibt es viele scharfe Korallen, dafür aber auch eine tolle Unterwasserwelt.
Die eher naturbelassene Ostküste von Réunion präsentiert sich ganz anders als der Westen der Insel: Üppige Vegetation, spektakuläre Wasserfälle und raue Lavalandschaften prägen hier das Bild. Die Region ist gut geeignet für Naturliebhaber, Wanderer und alle, die das ursprüngliche, tropische Réunion abseits der touristischen Strände (die es hier nicht gibt) erleben möchten. Entlang der Küstenstraße zwischen Sainte-Rose und Saint-Philippe kann man auch die Überreste vergangener Vulkanausbrüche bestaunen, darunter Lavafelder, die ins Meer fließen und bizarre Skulpturen formen.
Für viele ist aber der Zentralraum der Insel das Highlight schlechthin: Hier kommen Wanderer und Naturgenießer auf ihre Rechnung. Unzählige Wanderwege und Treckingpfade gibt es hier in den zentralen Bergmassiven. So findet man im östlichen Bereich den bereits genannte Piton de la Fournaise, einen der aktivsten Vulkane der Welt! Hier bietet schon die Anfahrt über die Plaine des Sables und der Blick vom Pas de Bellecombe eine eindrucksvolle, fast außerirdisch wirkende Vulkanlandschaft. Von diesem Aussichtspunkt führt ein gut ausgeschilderter Wanderweg direkt hinunter in die Caldera und bis an den Rand des Hauptkraters - einiges an Erfahrung und Kondition braucht man hier auf jeden Fall.
Aufgrund der Tatsache, dass der Vulkan aktiv ist, muss man sich vor einer Wanderung auf jeden Fall informieren und vorbereiten. Am besten ist es wohl, wenn man sich einer geführten Tour anschließt oder in einen Guide "investiert". Wenn es zu einer Eruption kommt, lässt sich diese oft gut beobachten bei Sicherheitsfreigabe sogar von Aussichtspunkten oder während geführter Touren. Das Vulkanobservatorium (www.ipgp.fr/en/observation/ovs/ovpf) veröffentlicht aktuelle Informationen und warnt bei erhöhter Aktivität.
Weniger "heiß" geht es in der weiter westlich gelegenen Gegend rund um den höchsten Berg der Insel (und des gesamten Indischen Ozeans), den Piton des Neiges. Mit einer Höhe von 3.070 Metern würde er sich auch in den österreichischen Alpen recht gut halten. Ursprünglich war der ehemalige Vulkan sogar 6.000 Meter hoch - allerdings ist er dann eingebrochen. Dieser und andere Vulkane bildeten dann die eindrucksvollen und zu einem guten Teil üppig bewachsenen Talkessel, die sogenannten "Cirques".
Wie man sieht, ist das in der DACH-Region vergleichsweise wenig bekannte französische Übersee-Département eine durchaus lohnenswerte Destination - vor allem, wenn man zur Kategorie Aktiv-Urlauber zählt. Gerade für Wanderer und Naturliebhaber gibt es hier extrem viel zu entdecken (ein empfehlenswertes Buch zum Thema ist übrigens der "Rother Wanderführer La Réunion"). Einige schöne Strände gibt es aber auf der Insel zum Entspannen zwischen den Wanderungen aber auf jeden Fall auch!
ReiseInsider-Tipps:
Anreise: Nach Réunion gelangt man wie erwähnt von Europa aus nur über Frankreich. Allerdings kann man die Insel auch nach einem kurzen Flug von Mauritius (rund 30 Minuten) erreichen (mit Air Austral oder Air Mauritius) - man kann also auch sehr gut auf einer Reise beide Inseln miteinander verbinden. Mauritius selbst erreicht man ja von Österreich aus exzellent entweder mit Austrian Airlines oder mit Zwischenlandung in Dubai mit Emirates, die auf die Insel zweimal täglich mit dem Airbus A380 fliegt.
Hotels: Auf der Insel gibt es knapp 90 Hotels der diversen Kategorien. Wir haben gute Erfahrungen mit dem Ness by D-Ocean (nessbydocean.com) gemacht, einem Vier-Sterne-Haus in Saline-les-Bains, einem kleineren Ort südlich von Saint-Gilles-les-Bains. Das ziemlich neue Hotel liegt direkt am weißen Sandstrand und besteht aus zwei Trakten links und rechts, zwischen denen ein üppiger Garten samt Pool liegt. Ein Restaurant und eine Bar in Strandnähe runden das Angebot ab. Besonders schön sind die Junior-Suiten mit Blick in Richtung Meer.
Taxi und Guides: Auf Réunion sind Taxis ziemlich teuer - daher hat sich eine Nischenindustrie aus privaten Fahrern gebildet, die einerseits Transfers und andererseits geführte Touren über die Insel anbieten. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit VTC Pei gemacht (www.vtcpei.com) - sowohl bei den Flughafentransfers als auch im Rahmen einer Rundfahrt in die Zentralregion.
Telefon und Daten: Réunion ist als Teil Frankreichs auch Teil der EU - daher zahlt man hier mit Euro und kann auch zu den üblichen EU-Roamingbedingungen telefonieren und Daten nutzen.
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