Kreuzfahrten gelten als zunehmend beliebte Reiseform. Die riesigen Hochseeschiffe von Aida, Costa, MSC & Co konnten in den vergangenen Jahren ihre Fanbasis deutlich erweitern. Laut Statistik der Cruise Lines International Association (CLIA) waren es 2019 knapp 30 Millionen Kreuzfahrer weltweit – im Vorjahr 2024 ist diese Zahl bereits auf mehr als 34 Millionen angestiegen. Bis 2028 soll sie laut CLIA sogar auf 42 Millionen anwachsen.
Sind die Ozeanriesen mit ihren Superlativen – auch medial – ein Dauerthema, so führen ihre kleineren Schwestern auf den Flüssen (noch) ein wenig ein Schattendasein. Dabei sprechen auch hier die Zahlen für sich: Rund 400 Passagierschiffe verkehren auf den europäischen Flüssen und haben 2023 etwa 1,2 Millionen Reisende befördert. Auch hier zeigen die Zahlen nach oben und nähern sich mittlerweile wieder dem Niveau der Prä-Covid-Zeit an.
Das Thema Flusskreuzfahrten besitzt also durchaus Präsenz – trotzdem scheint es gerade bei jüngeren Reisenden eine deutlich geringere Rolle zu spielen als Hochseekreuzfahrten. Warum ist das eigentlich so? Für wen sind Flusstouren geeignet? Und was sind die Vor- und Nachteile dieser Reiseform? Wir begaben uns auf Spurensuche – und zwar auf Einladung von Nicko Cruises, einem der führenden Anbieter für Flusskreuzfahrten im deutschsprachigen Raum.
Der Ort unserer Recherche war die Bijou du Rhône – damit war auch klar, wohin die Reise (zumindest zum Teil) führte: nämlich an den gleichnamigen Fluss in Südfrankreich. Unsere Tour dauerte eine Woche und führte von Lyon aus zunächst über die Saône in den Norden, bevor es anschließend über die Rhône (die sich in Lyon mit der Saône vereinigt) in Richtung Süden fast bis ans Mittelmeer ging.
Kabinen in drei Kategorien
Zuerst zum Schiff: Es wurde 2001 als Viking Pride für Viking Cruises gebaut, ist rund 114 Meter lang, etwas mehr als elf Meter breit und bietet Platz für bis zu 150 Passagiere. Die insgesamt 75 Kabinen werden grob in drei Kategorien unterteilt. Am untersten Deck befinden sich die preisgünstigsten Kabinen mit rund elf Quadratmetern Größe und einem nicht zu öffnenden Fenster, das sich knapp über der Wasserlinie befindet.
Weiter oben gibt es etwa 14 Quadratmeter große Kabinen mit Fenstern, die teilweise geöffnet werden können und zum Teil fix verschlossen sind. Auf dem obersten Deck schließlich befindet sich die teuerste Kategorie: die Deluxe-Kabinen mit einem elektrisch bis zur Mitte absenkbaren Panoramafenster.
Das Schiff bietet am Heck ein Restaurant, in dem Frühstück sowie Mittag- und Abendessen (zu fixen Zeiten!) eingenommen werden. Am Bug befindet sich die große Panoramabar, in der untertags Getränke serviert werden, mittags auf Wunsch ein Light Lunch, nachmittags ein Kuchenbuffet und Abends klassische Bar- und Unterhaltungsangebote.
Eine kleine Bibliothek, eine Rezeption und der Bereich der Kreuzfahrtleitung runden das Angebot ab. Hinzu kommt im Außenbereich ganz oben ein sehr großzügiges Sonnendeck, auf dem sich auch die Schiffsbrücke befindet. Von der Ausstattung her ordnet Nicko das Schiff selbst in die Vier-Sterne-Plus-Kategorie ein.
Einschiffung: Anders als gewohnt
So viel zu den Fakten – nun zu den persönlichen Eindrücken von Schiff und Reise. Der erste Schritt an Bord – im wahrsten Sinne des Wortes – ist die Einschiffung. Auf Hochseeschiffen kann diese eine recht mühsame und langwierige Angelegenheit sein: Kofferabgabe, Check-in, Security und Co können schon einmal eine Stunde oder länger in Anspruch nehmen.
Ganz anders ist es meist bei Flussschiffen – so auch auf der Bijou du Rhône: Hier geht man einfach mit seinem Gepäck an Bord, erhält nach einem sehr kurzen Check-in die Kabinenkarte, und das war es im Wesentlichen. „Curb to Cabin“ dauert hier vielleicht fünf Minuten.
Der erste Eindruck des immerhin schon knapp ein Vierteljahrhundert alten Schiffes war durchwegs positiv. Ergänzend zum äußerst freundlichen Rezeptionspersonal wirkte auch das zweistöckige Entrée sehr einladend. Auch wenn der Einrichtungsstil tatsächlich noch etwas an die Nullerjahre erinnerte, war alles gut in Schuss und machte einen gepflegten Eindruck.
Dieser positive Eindruck setzte sich auch in der Kabine fort – wir hatten das Glück, eine Deluxe-Kabine testen zu dürfen. Auch hier war der Stil unverkennbar klassischer als bei nagelneuen Schiffen, jedoch wirkte nichts abgewohnt oder verschlissen. Man konnte gut erkennen, dass auf Wartung und Pflege des Interieurs großer Wert gelegt wird.
Kabine mit kurioser Klimaanlage
Die Kabine war so aufgeteilt, wie man es von den meisten Kreuzfahrtschiffen kennt – aufgrund der maximalen Breite auf den befahrenen Flüssen mit ihren zahlreichen Schleusen allerdings mit rund 14 Quadratmetern nicht allzu groß. Im Eingangsbereich befand sich ein Kasten, gegenüber davon das kleine Badezimmer mit WC und Dusche. Letztere war mit einem Vorhang abgetrennt, was sich trotz Badematte nicht gerade positiv auf die Trockenheit des Bodens auswirkte – zusätzliche Handtücher mussten hier „aushelfen“.
Im Schlafbereich stand ein Doppelbett, das sich fakultativ in zwei Einzelbetten trennen lässt. Gegenüber befand sich ein Tisch mit einer amerikanischen sowie zwei europäischen Standard-Steckdosen und darüber ein großer Spiegel. In den Tisch integriert waren weitere Kästchen und Laden. Kurios: Die „Laden“ neben dem Fenster ließen sich nicht öffnen – in diesem Bereich war nämlich die Klimaanlage verbaut.
Apropos Fenster: Dieses reichte fast über die gesamte Kabinenhöhe und -breite und war in der Mitte horizontal geteilt. Der obere Teil konnte per Knopfdruck mithilfe eines (recht lauten) Motors abgesenkt bzw. angehoben werden. Dadurch wurde die Kabine gewissermaßen in einen Balkon verwandelt. Unabhängig davon, ob geöffnet oder geschlossen, waren die Ausblicke auf den Fluss durch das riesige Fenster phänomenal. Mit einer Ausnahme: In manchen Häfen muss aus Platzgründen direkt neben einem anderen Schiff angelegt werden, was dazu führen kann, dass sich die Aussicht auf die benachbarte Schiffswand oder deren Balkone beschränkt.
An sonstigen Annehmlichkeiten gab es einen Fön und einen (kleinen) Safe. Mineralwasser wurde täglich in die Kabine gebracht, war allerdings nicht kostenfrei. Jeden Abend lag zudem ein ausgedrucktes Programm für den Folgetag auf dem Bett. In digitalen Zeiten, in denen solche Informationen oft nur noch per App verfügbar sind, ein sehr wohltuendes und sympathisches Detail. Dieses Tagesprogramm war auch deshalb wichtig, weil sich Essenszeiten variieren konnten und es vereinzelt Änderungen bei den Abfahrtszeiten zu Ausflügen gab.
Variantenreiche Kulinarik
Apropos Essen: Neben der Kabine hat die Kulinarik für die meisten Schiffsreisenden einen hohen Stellenwert. Dieses Thema wird bei vielen Flusskreuzfahrten – auch bei Nicko – sehr traditionell gehandhabt. Es gibt fixe Essenszeiten für Mittag- und Abendessen, beim Frühstück erhält man die Tageskarte und wählt daraus Haupt- und Nachspeise für den Abend.
Als Hauptgang standen beim Abendessen stets drei Varianten zur Auswahl, meist ein Fleischgericht, ein Fischgericht und eine vegetarische Option. Davor wurden eine Vorspeise und eine Suppe serviert, im Anschluss ein Dessert oder alternativ ein Obstteller. An den beiden Themenabenden (Französischer Abend und Abschiedsgala) wurde zusätzlich ein Zwischengang gereicht.
Zum Frühstück wurde täglich ein sehr reichhaltiges Buffet aufgebaut. Zum Mittagessen gab es alternativ zum Menü im Restaurant den bereits erwähnten Light Lunch in der Bar, meist bestehend aus Nudeln, Suppe und Sandwiches samt Nachspeise. Besonders positiv hervorzuheben waren die großartigen Kellner, die jede Mahlzeit zu einem kleinen Tageshöhepunkt machten.
Ruhig-entspannte Saône, viele Höhepunkte an der Rhône
Die wenigsten Menschen werden eine Flussreise ausschließlich wegen des Essens buchen. Die Hauptdarsteller sind vielmehr auf der einen Seite der Fluss selbst und auf der anderen Seite die zahlreichen Ziele entlang der Route. Und davon gibt es auf Rhône und Saône tatsächlich jede Menge.
Unsere Reise führte zunächst nordwärts auf der Saône zu den drei kleineren Orten Tournus, Mâcon und Trévoux. Von dort aus starteten auch Ausflüge zu regionalen Sehenswürdigkeiten wie dem Hôtel-Dieu in Beaune, einem ehemaligen Armen- und Krankenhaus. Das Ausflugsangebot von Nicko war insgesamt sehr gut kuratiert und durch die lokalen Guides interessant und kurzweilig gestaltet.
Anschließend ging es südwärts auf die Rhône, wo die bekanntesten Highlights der Reise warteten: vom charmanten Städtchen Viviers über die berühmte Ardèche-Schlucht, die geschichtsträchtigen Städte Arles und Avignon bis hin zum Mittelmeer mit der Camargue, wo man den halbwilden weißen Pferden und den Flamingos sprichwörtlich „Guten Tag“ sagen konnte.
War der Norden eher beschaulich und entspannend, so jagte im Süden ein „Must See“ das nächste. Besonders reizvoll war dabei der Kontrast zwischen den beiden Regionen, der sich während der Fahrt gut beobachten ließ: Eher kontinental im Norden, deutlich mediterran im Süden.
Nicht vergessen werden darf auch der Ausgangs- und Endpunkt der Reise: Lyon. Die Stadt in der Mitte der Route stellte ein weiteres Highlight dar. Die Bijou du Rhône lag hier zum Abschluss der Reise über Nacht, wodurch ausreichend Zeit blieb, die drittgrößte Stadt Frankreichs samt ihrer wunderschönen Altstadt Vieux Lyon zu erkunden (Tipp: die zauberhafte Einkaufsstraße Rue Saint-Jean).
Preise, Passagierstruktur, Dresscode auf der Flusskreuzfahrt
Flusskreuzfahrten werden – wie früher auch die Hochseereisen – eher mit einem älteren Publik assoziiert. Das stimmt sicher (noch) – viele Anbieter richten sich auch gezielt an die „Best Ager“ – auch Nicko. Das ist auch keine große Überraschung, fehlen doch auf den Flussschiffen die großen Attraktionen wie auf Aida & Co. Stattdessen gibt es den Ausblick auf einen entspannten Strom sowie bildende Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und in die Natur.
Das Durchschnittsalter auf der Bijou du Rhône lag dann unserer Schätzung nach wohl rund um 70 Jahre, deutlich jüngere Semester waren nicht an Bord. Wir hatten jedenfalls das Vergnügen, einige sehr nette Leute kennenzulernen, die viel aus ihrem langen Leben erzählen konnten!
Flusskreuzfahrten sind übrigens nicht unbedingt billig – wobei sich Nicko im mittleren Preissegment befindet und dadurch unserer Meinung nach ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Für eine durchschnittlichen Kabine im Mitteldeck muss man je nach Saison mit Preisen von rund 2.800 bis 3.600 Euro* rechnen (für die gesamte Kabine bei Zweierbelegung mit Vollpension). Für die Kabinen im Oberdeck ist es dann noch einmal deutlich mehr. Dazu kommen noch Anreise, Getränke an Bord und Ausflüge (hier lohnen sich unter Umständen entsprechende Pakete). Auch sind etwaige Trinkgelder nicht im Reisepreis inkludiert.
Sehr angenehm war auch die Tatsache, dass es an Bord der Bijou du Rhône keinen wie auch immer gearteten strengen Dresscode gab – wenn man einmal von kurzen Hosen oder Flipflops absieht, die im Restaurant sicher nicht besonders gern gesehen werden. Anzug und Krawatte kann also zuhause lassen – es ist aber auch nicht verboten und unüblich, auch etwas Schickeres für die festlicheren Abende mitzunehmen.
Was ist noch wichtig zu wissen?
Auf Hochseeschiffen kommt man am Thema WiFi nicht vorbei – auf Flüssen könnte man sich denken, dass man sich eigentlich aufs normale Netz verlassen können sollte. Das ist allerdings nicht immer der Fall, das das Schiff auch an Orten vorbeikommt, an denen die Netzabdeckung alles andere als optimal ist. Internet gab in Paketen um 8 Euro für 1GB, 20 Euro für 3GB und 32 Euro für 5GB*.
Entertainment an Bord gibt es – bis auf einen musikalischen Alleinunterhaltung – nicht. Verzichten muss man auf der Bijou du Rhône auch auf Fitnessraum, Spa und Pool. Dafür gibt es eine Wäscherei an Bord, die zu recht günstigen Preisen reinigt oder einfach nur aufbügelt.
Ein anderes Thema ist die Barrierefreiheit: Obwohl ja viele ältere Semester an Bord waren, ist dieses Schiff nicht wirklich barrierefrei. Es gibt keinen Lift und mitunter ist das Ein- und Aussteigen manchmal beschwerlich, weil man beispielsweise über Stiegen gehen muss. Allerdings war auch zu bemerken, dass sowohl Gäste als auch Mitarbeitende gerne zur Stelle waren, wenn es beispielsweise um den Transport eines Rollators ging.
Fazit: Eine wirklich schöne, interessante und vor allem entspannende Reise
Selbst wenn man kritisch-streng auf diese einwöchige Reise auf den beiden französischen Flüssen zurückschaut: Eigentlich gab es hier keinen einzigen echten Kritikpunkt! Das Schiff war sehr gut „in Schuss“, die Verpflegung war gut und das Personal unglaublich freundlich und zuvorkommend. Die „Hauptpersonen“ waren allerdings die beiden Flüsse Rhône und Saône mit ihren reizvollen Städten und Sehenswürdigkeiten, zu denen Nicko eine gute Auswahl an Ausflügen zusammengestellt hat.
Eine solche Flusskreuzfahrt stellt eine gute Gelegenheit dar, einige stressfrei Tage zu verbringen. Und bei Nicko werden sich vermutlich viele Reisende wohlfühlen, die Wert auf ein solides Produkt mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis legen. In diesem Sinne: „Bon voyage à bord du Bijou du Rhône!“
Die Schiffstickets für diese Reise wurden von Nicko Cruises zur Verfügung gestellt. Die Redakteure von ReiseInsider hatten bei der Erstellung des Artikels freie Hand – der Veranstalter stellte keine Bedingungen oder nahm Einfluss auf den Inhalt des Berichts.
* Preise vorbehaltlich Änderungen, Verfügbarkeit und Fehlern.

























Kommentare und Antworten
Sei der erste der kommentiert