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ReiseInsider-Tipps: Kurzreise Kosovo

Erstellt von Martin Dichler.  Veröffentlicht am 29.04.2024

Das kleine Balkanland hat touristisch einiges zu bieten.

Gute kosovarische Küche gibt es im Liburnia. © Martin DichlerAltstadt von Prizren. © Martin DichlerBlick von der Festung Prizren. © Martin DichlerDie Bill Clinton Statue am Bill Clinton Boulevard. © Martin DichlerDie architektonisch umstrittene Nationalbibliothek in Pristina. © Martin DichlerDie Soma Book Station ist ein Café. © Martin Dichler

Auch 24 Jahre nach Ende des Kosovokrieges vergeht kaum ein Tag, an dem das Thema nicht in der internationalen Medienberichterstattung vorkommt. Vor etwas mehr als 16 Jahren - genauer  am 17. Februar 2008 - erklärte das kosovarische Parlament seine Unabhängigkeit. Seitdem haben 115 Nationen den Staat diplomatisch anerkannt, darunter aber nur 22 der 27 Mitgliedstaaten der europäischen Union. Schon alleine dieser Umstand zeigt, dass nicht einmal Europa beim Thema Kosovo geeint ist und die fragile Sicherheit hauptsächlich aufgrund der Stationierung von KFOR-Truppen unter Führung der NATO gesichert ist.

Aber ist der Kosovo auch ein sicheres Reiseland und wenn ja, was gibt es eigentlich zu entdecken? ReiseInsider hat sich zu einem Kurztrip in die Hauptstadt Pristina sowie in die weiter westlich liegende Stadt Prizren aufgemacht, um das herauszufinden.

Prizren -Stadt der Lilien
Das rund 85.000 Einwohner zählende Prizren ist eine Stadt im Süden des Kosovo am Fuß der Gebirgskette Šar Planina im Dreiländereck zu Nordmazedonien und Albanien. Prizren zählt zur Kulturhauptstadt des Kosovo und gilt mit seiner gut erhaltenen Altstadt als die vielleicht schönste Stadt des Landes.  Durch seine wild blühenden Lilien, wurde Prizren auch als die "Stadt der Lilien" bekannt. Die Stadt spielte in der Geschichte des Kosovo immer schon eine bedeutende Rolle - sowohl als Handelsstadt als auch als Ort der religiösen Zusammenkunft der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Im 15 Jahrhundert hielt der Islam Einzug, als Prizren im Jahr 1455 Teil des osmanischen Reiches wurde.

Dessen Einfluss hat sich in weiterer Folge auch in der Architektur der Stadt bis heute mit ihren zahlreichen Moscheen widergespiegelt. Die Sinan-Pascha-Moschee, mitten im Zentrum der Altstadt ist auch heute noch religiöser und touristischer Magnet und kann außerhalb der Gebetszeiten von Touristen besichtigt werden. Zahlreiche Kaffeehäuser oder Restaurants laden zum verweilen ein. Mein persönlicher Tipp ist das türkische Restaurant Konak (www.instagram.com/konakcaferestaurannt/) direkt neben der Sinan-Pascha Moschee. Von der Dachterrasse aus kann man das gute Essen mit einem herrlichen Blick auf die Altstadt genießen. Vergessen Sie nicht, einen ausgezeichneten türkischen Kaffee zu verkosten!

Zum Gebetsruf auf die Festungsanlage
Zu den weiteren Wahrzeichen gehört eine sehr fotogene Steinbrücke aus der osmanischen Zeit sowie eine 1,5 Hektar große Festungsanlage, die unübersehbar rund 500 Meter über Prizren thront. Hat man einmal den rund 15-minütigen steilen Aufstieg zur Festung aus dem 11. Jahrhundert geschafft, bietet sich von den deren Ruinen ein fantastischer Ausblick auf das Umland bis weit ins benachbarte Albanien. Besonders Eindrucksvoll wird die Szenerie auf der Festungsanlage, wenn die Imame gegen 16:00 Uhr von den dutzenden Zwiebeltürmen der Moscheen der darunterliegenden Stadt gleichzeitig zum Gebet rufen.

Prizren ist tatsächlich voller Geschichte und hat bis heute sowohl in der albanischen wie kosovarischen Historie einen besonderen Stellenwert. Am 10. Juni 1878 wurde in Prizren die "Albanische Liga" gegründet. Diese war eine Widerstandsorganisation ethnisch-albanischer Führer, nachdem die Aufteilung albanischer Siedlungsgebiete durch einen russisch-osmanischen Friedensvertrag an seine Nachbarländer bevorstand. Das Gründungshaus spielt deshalb in der albanisch-kosovarischen Unabhängigkeitsgeschichte bis heute eine bedeutende Rolle und kann im Rahmen eines Museumbesuches besichtigt werden. Auch heute noch zählt die albanische Ethnie mit mehr als 90 Prozent aller Einwohner des Kosovo zur Bevölkerungsmehrheit des Vielvölkerstaates. Wundern Sie sich deshalb nicht, wenn Sie überall im Kosovo auf albanische Flaggen treffen.

Pristina: Hauptstadt des jungen Staates
Rund 220.000 Tausend der 1,8 Millionen Kosovaren leben in der Hauptstadt Pristina, die einerseits dank ihrer vielen Gebäude aus der Tito-Zeit noch einen gewissen jugoslawischen Charme versprüht und andererseits gerade dabei ist, ihr Gesicht zu modernisieren. In der Stadt wird fleißig gebaut und zahlreiche neue Wohn- und Bürohäuser entstehen auch mit Mitteln österreichischer Investoren. Wie die WKO vermeldet, ist Österreichs im Kosovo stark mit Direktinvestitionen vertreten: Diese betrugen laut kosovarischer Zentralbank per Ende September 2023 etwa 380 Millionen Euro. Rund 40 österreichische Firmenniederlassungen geben 2.500 Menschen im Kosovo Arbeit.

Pristina ist eine junge Stadt - und das obwohl bis heute jedes Jahr rund 30.000 junge Kosovaren, zumeist gut gebildet, das Land in andere europäische Länder verlassen. Der Grund dafür ist relativ klar, denn mit einem durchschnittlichen Einkommen von rund 300 Euro lässt es sich nur schwer über die Runden kommen. Dieser Umstand macht das Leben für die Kosovaren schwer, sorgt jedoch gleichzeitig dafür, dass der Kosovo als Reisedestination für europäische Urlauber überaus kostengünstig ist.

In Europa einzigartige Monumente
Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt ist im Vergleich zu westeuropäischen Städten eher begrenzt. Doch wer sich Zeit nimmt, wird bei einem Spaziergang durch die Stadt auf zahlreiche Gebäude, die eine interessante Architektur versprechen, sowie teils skurrile Monumente stoßen.

Der Mutter-Theresa-Boulevard ist eine 1,1 Kilometer lange Fußgängerzone, wo sich Jung & Alt trifft. Zahlreiche Kaffees, Restaurants und Geschäfte laden zum Verweilen ein. Neben einem Mutter Theresa Monument findet sich hier auch eine Statue des berühmten Freiheitkämpfers Skanderbeg, als auch Mahnmale die an die gefallenen UCK- Helden, als auch der vielen KFOR- und NATO-Soldaten gedenken sollen, die im Kosovokrieg ihr Leben für die Unabhängigkeit des Landes gelassen haben.

Mitten in der Hauptstadt Pristina stehen sieben riesige Buchstaben, die das Wort "NEWBORN" ergeben. Das Kunstwerk, das ständig sein Aussehen verändert, soll an den 17. Februar 2008 erinnern, als im Parlament von Pristina die Unabhängigkeit des Kosovos von Serbien deklariert wurde. 

Die jüngste Geschichte des Kosovos ist im gesamten Land mehr als omnipräsent. Als Westeuropäischer oder österreichischer Tourist ist man im gesamten Kosovo mehr als willkommen. Amerikaner genießen durch ihren Einsatz im Kosovokrieg das vielleicht höchste Ansehen, weshalb in Pristina sogar ganze Straßenzüge nach US-Politikern benannt wurden sowie Statuten und US-Flaggen weithin sichtbar sind. So kann am Bill Clinton Boulevard eine übergroße Statue des ehemaligen US-Präsidenten bewundert werden, während sich die im Jahr 2022 verstorbene frühere US-Außenministerin Madeleine Albright mit einer kleineren Büste am Madeleine-Albright-Platz begnügen muss.

Buchliebhaber werden ihre Freude in Pristina haben, denn nicht nur zahlreiche Buchgeschäfte, wie in etwa die Libraria Dukagjini (dukagjinibooks.com/en/) laden zum Schmökern internationaler Literatur ein, sondern auch Lokale wie die Soma Book Station (www.somabookstation.com/welcome) sind ein Eldorado  für Buchliebhaber mit seinen hunderten Büchern.

Doch auch die Architektur von Pristina, wie in etwa jene der National Bibliothek, sind ein Blickfang und einen Besuch wert. Der im Jahr 1982 eröffnete Gebäudekomplex besitzt 99 Kuppeln und ist mit Stahl verkleidet. Manche Einwohner von Pristina meinen, dass es sich um ein architektonisches Wunderwerk handelt, während andere vom hässlichsten Gebäude der Stadt sprechen.

Den besten Rundumblick auf Pristina kann man vom Glockenturm der im Jahr 2010 eingeweihte Mutter-Theresa Kathedrale genießen. Gegen eine Gebühr von 1,50 Euro kann man mit dem Lift an den höchsten Punkt der Stadt fahren und sich ein Bild vom Stadtzentrum machen. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie der interessierte Aufzugswart nach ihrer Nationalität fragt und dabei eine kostenlose Stunde in kosovarischer Geschichte zum Besten gibt.

Man gewinnt als Tourist immer wieder den Eindruck, dass sich die Bewohner des Landes über das Interesse ausländischer Besucher an ihrer Heimat erfreuen. Die Menschen des Kosovo sind zwar zum Teil arm, aber gleichzeitig offenherzig und stolz auf das, was man seit der Unabhängigkeit des Landes alles bereits geschafft hat. Bleibt zum Abschluss nur noch die Frage zu klären, ob sich eine Kosovoreise auszahlt und ob das Reisen im Land vor sicher ist? Meiner Meinung und Erfahrung nach kann ich beides mit "Ja" beantworten!

 

Anreise
Mit Austrian Airlines (www.austrian.com) bis zu zweimal täglich oder mit Wizz Air (www.wizzair.com) mehrmals wöchentlich direkt ab dem Flughafen Wien.

Übernachtung
Die Hauptstadt Pristina bietet eine Vielzahl an Übernachtungsmöglichkeiten an. Besonders empfehlenswert ist das kleine aber feine Etnomania Boutique Hotel  (www.etnomaniahotel.com) nahe der Fußgängerzone. Einzelzimmer samt Frühstück sind in dem überaus sauber, und modern eingerichteten Haus bereits ab 42 Euro pro Übernachtung zu buchen. Besonders empfehlenswert ist das Hotel für Individualtouristen die mit dem Pkw unterwegs sind - kostenlose Parkplätze in einer Stadt, in der kaum Parkplätze vorhanden sind, stellen ein großes Plus dar.

Gastronomie
Die kosovarische Küche ist sehr fleischlastig - aber umwerfend gut. Das wohl urigste Restaurant der Hauptstadt in Pristina befindet sich keine 50 Meter neben dem zuvor genannten Übernachtungstipp: Das Restaurant Liburnia (www.instagram.com/restaurantliburnia) bietet eine ausgezeichnete lokale Küche zum kleinen Preis. Mein Tipp: kosten Sie unbedingt das "Kosovo Chicken".

Währung
Im gesamten Kosovo wird mit Euro bezahlt.

 

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